Führhundhalter kommen zu Wort

Katja und Dasko

2006 zog ich auf möglichst vielen Ebenen Informationen und Meinungen über einen Führhund ein. Freunde, Familie, MOB-Trainer, Kollegen. alle hatten tausend Gründe, die dagegen sprachen; dennoch war das Ergebnis immer "Schaff  dir einen Hund an, du willst es doch auf jeden Fall!"

Ich habe insgesamt 9 Schulen besucht und hatte mich eigentlich schon entschieden, als ich bei G. Haag DEN Hund getroffen habe. Nach vielen Überlegungen war ich auf der Suche nach einem Labrador, möglichst einer
Hündin in Schokobraun. Doch dann bin ich Dasko begegnet: ein Deutscher Schäferhund, natürlich ein Rüde! Ich habe drei Tage und Nächte nicht mehr geschlafen, alles Hin und Her überlegt und dann wieder angerufen: Ich will DIESEN Hund, obwohl so Vieles gegen ihn spricht - Und: Ich hätte mir schon noch ein bisschen "Erfahrung als Blinde" gewünscht (2006 erblindet).

Mein begeisterter und dennoch mit Bedenken gesäter Anruf überzeugte, alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, denn Dasko war "fertig". Antrag gestellt, Anrufe getätigt und Dringlichkeit geschildert - besonders geduldig bin ich nicht, wenn ich ein Ziel habe - und die Zeit drängte auch, denn ich wollte die freien Tage über Ostern für die Einarbeit nutzen. Also habe ich Tag bei meinem Sachbearbeiter von der Krankenkasse angerufen und natürlich beim MDK. Am Ende dieser 3 Wochen war der Sachbearbeiter zwar sehr gestresst, aber mit lediglich zwei Wochen Verspätung war es dann soweit: Nach insgesamt "nur" 6 Wochen kam die Genehmigung und die Einarbeit konnte beginnen!

Dasko zog ein. Die Zeit mit Gerlinde Haag und dem Hund war eine der intensivsten und anstrengendsten, die ich bisher durchlebt habe, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Am ersten Tag und nach den ersten Versuchen mit Hund im Geschirr dachte ich, dass ich das nie hinbekomme und ich gerade die blödeste Idee meines Lebens versuche umzusetzen. Der Hund "raste" die Straße entlang, der Führbügel holperte unangenehm in meiner Hand und auf die Frage, ob ich die Bewegungen des Hundes merke, war der einzige Gedanke: "Nichts anderes!!!". Inzwischen laufen wir völlig entspannt und das Vertrauen in den Hund ist einfach da, auch wenn Dasko (noch) manchmal kleine Probleme mit Bahnhofstreppen hat. Das wird er bei meinen vielen Reisen sicher noch lernen und notfalls hat er mich als Hilfe ja dabei!

Wir haben in der Einarbeit allerdings auch einiges durchgemacht: Als Diabetikerin hatte ich bereits in der zweiten Woche nachts eine heftige Unterzuckerung, die Dasko zwar mit Unsicherheit, aber viel Mut und Zuneigung
gemeistert hat. Er hat halt ein echtes Schäferhund-Herz! Nachdem alles überstanden war und ich wieder zu mir kam, hatte ich eine Hundenase direkt Vis-â-Vis: ein schönes und beruhigendes Gefühl.

Die Wege durch den Park sind schön und für Dasko immer eine Freude und Entspannung. Allerdings sollte ich da vielleicht mehr auf kleine Unebenheiten achten. Manchmal bin ich einfach zu schnell unterwegs - die
Folge war ein Bänderriss am Knie. Der RTW kam. Die Männer in Uniform und die fahrbare Trage beeindruckten Dasko sehr und animierten ihn erstmal zum Rückzug, aber mit ein bisschen gutem Zureden und einem Leckerchen ließ sich die Situation entspannen. Mutig wie er ist, sprang er in den Wagen und eroberte im Krankenhaus gleich alle Pflegerherzen. Gott sei Dank ließen sich die Spaziergänge, die ich vorübergehend nur noch in begrenztem Maße leisten konnte, mit Freunden und Gerlindes Hilfe organisieren.

Anschließend hieß es dann direkt wieder ins Geschirr und rein in die Gespannprüfung. Aufregend, vor allem wenn es nach einer verdeckten Prüfung plötzlich und unerwartet heißt: "Herzlichen Glückwunsch, Sie beide haben bestanden. Übrigens, ich bin die Gespannprüferin!"

Ich habe in der Einarbeit nicht nur viel Theorie im Umgang mit dem (Führ)Hund gelernt und angewendet, sondern auch eine Menge über mich selbst, denn ein Hund spiegelt seinen Menschen direkt und ungefiltert. Man bekommt von einem Hund seine ganze Liebe und Diensteifer, wenn man bereit ist ihn in liebevoller Konsequenz zu führen und arbeiten zu lassen, aber ihm auch seine Freizeit gibt, mit ihm spielt und tobt, ihm Zuwendung und Zeit gibt, hinter ihm steht, im Notfall auch mal vorgeht, zu ihm Vertrauen hat und ihm Vertrauen gibt.

Es wird sicher eine Zeit dauern, bis wir von einem Team zu einem Gespann werden, doch ich kann sagen, dass ich innerhalb kürzester Zeit bereits ein intensives Verhältnis zu Dasko aufgebaut habe und Dasko umgekehrt auch.

Das Konzept von Gerlinde Haag, dass sie lebt und konsequent in ihrer Führhundschule umsetzt, hat mich sofort beeindruckt und dieser Eindruck prägte auch die Einarbeit. Ich habe mich gut aufgehoben und betreut gefühlt  und Dasko strahlt nicht nur eine gute Erziehung, sondern auch ein  Lebensgefühl aus, auf das man sich verlassen kann.

Ich glaube, das nennt man Liebe auf den ersten Blick!

 

 

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